Ein Lebenszeichen

Warum ihr so lange nichts mehr von uns gehört habt

Lange kam kein Blogartikel mehr. Auf YouTube wurde es still. Bilder auf Instagram wurden seltener und wenn wir doch mal etwas gepostet haben, kamen sehr viele Bilder gleichzeitig und waren alles andere als tagesaktuell. Auch auf Facebook melden wir uns relativ unregelmäßig.

Wieso?

Wenn es nach den SEO-Richtlinien gehen würde, dürfte ich die Auflösung wahrscheinlich erst ganz am Ende schreiben, damit möglichst viele Menschen lange diesen Blogartikel offen haben. Aber ich sag’s mal direkt:

Es war einfach nur noch Stress! 

“Hast du die Kamera eingepackt? Und das Objektiv? Die andere auch?”

“Mach die Bewegung nochmal, das ging zu schnell! Ich konnte das so nicht filmen!”

“Hast du an die Keywords gedacht? Und die Zwischenüberschriften? Schreib das nochmal um, so passt das nicht so ganz, so wird das bei Google nicht gefunden.” 

“Poste mal ein paar Fotos. Wir müssen mal etwas Gas geben, damit wir endlich mal wieder aktuell sind!” 

Machen wir diese Reise nicht für UNS? Wollten WIR nicht die Welt mit eigenen Augen sehen? Habe ich nicht meinen Job gekündigt, um frei zu sein? 

Irgendwie fühlte ich mich alles andere als frei.

Manchmal haben wir vergessen, den Moment zu genießen.

Es gibt so viele Reise-Blogger, YouTuber, Instagramer… Und bei allen scheint es, als wäre es eine Leichtigkeit täglich neuen Content rauszuhauen, spannende Texte zu schreiben, Tipps für alle Lebenslagen und Länder zu geben.

Klar macht es Spaß Fotos und Videos zu machen, es macht Spaß zu texten, Bilder auszusuchen, diese zu bearbeiten und für den Blogartikel anzupassen. Aber nicht, wenn man meint, zu MÜSSEN.

Wir MÜSSEN jetzt alles filmen. Wie sollen wir denn sonst ein cooles Video auf die Beine stellen?

Wir MÜSSEN jetzt endlich mal in die Kamera sprechen. Das schaffen schließlich alle anderen auch und so geht das eben mit dem vloggen.

Wir MÜSSEN alles fotografieren und wir MÜSSEN es direkt aufs Macbook ziehen, bearbeiten, speichern, in die Dropbox laden.

Wir MÜSSEN schreiben, schreiben, schreiben. Unsere Highlights zusammentragen.

Wir MÜSSEN überall posten und present sein.

Und vor allem MÜSSEN wir was cooles erleben. Oder halt so tun, als wäre alles total cool.

So ging es uns. Natürlich war uns bewusst, dass wir überhaupt gar nichts müssen. Wir sind in der schönen Situation, dass uns niemand sagt, was wir zu tun haben, wir können frei entscheiden, ob wir heute einen Blogartikel schreiben, oder morgen. Ob wir lieber heute Fotos bearbeiten, eine neue Website programmieren, Instagram mit Content füllen oder einfach mal rausgehen und die Welt genießen… Wir könnten auch den ganzen Tag im Bett liegen und Serien gucken oder ein Buch lesen. Aber von nichts kommt nichts. Wir MÜSSEN doch professionell sein…

Wenn alle anderen das können, dann können wir das auch…

Der Druck war einfach unfassbar hoch. 

Doch den haben wir uns selbst gemacht. Das ist das Schlimme an der Sache. Irgendwie war die Leichtigkeit einfach verschwunden.

Bei unserem ersten Besuch in Luang Prabang (Laos) war der Druck besonders hoch. Wir sind gerade in Laos eingereist und hatten nicht einmal ansatzweise unsere Thailand-Artikel fertig und irgendwie fanden wir zu dem Zeitpunkt die Stadt auch nicht besonders toll, um representative Fotos machen und ganz viele tolle Tipps geben zu können… Unser Hostel war mehr ein Partyhostel, die Preise in Laos waren plötzlich höher als in Thailand und irgendwie haben wir uns generell komisch gefühlt. Laos ist unfassbar schön, es gibt so viel zu sehen, die Leute sind nett… Aber irgendwas hat gefehlt, ich kann’s gar nicht richtig beschreiben.

Gebessert hat sich das Ganze, als wir ohne Kamera und ohne alles losgezogen sind. Wir sind in die andere Richtung gegangen als sonst, einfach in kleine Straßen rein, zwischen den typischen Holzhäusern auf Stelzen her… Und haben die Welt mal wieder aus unseren Augen wahrgenommen und nicht durch einen Kamera-Sucher oder mit dem Hintergedanken irgendwo hier neuen Content für den Blog finden zu müssen. Einfach mal den Kopf frei kriegen. Wir reisen für uns, nicht für das Internet.

Die Sache mit dem Blog

Ich hatte keine Ahnung wie ich einen Blogartikel schreiben soll, der sich nicht irgendwie gefaked anhört. Ich kann ganz gut über meine Gefühle schreiben, meistens eher über die negativen. Drüber reden geht nicht, und zu Beginn habe ich auch immer ein riesiges Wirrwarr auf dem digitalen Blatt, ich fange nämlich an allen Ecken und Enden an zu schreiben, weil mir immer 100 Gedanken gleichzeitig durch den Kopf gehen. Irgendwann im Laufe des Prozesses kriege ich dann doch noch eine Struktur rein und von Gedanke zu Gedanke, den ich aufs Papier bringe, wird mein Kopf leerer, wie bei einer Liste mit ToDo-Punkten, die sortiert und durchgestrichen werden.

“Unsere 5 Geheimtipps”.

“10 Tipps für einen unvergesslichen Aufenthalt.”

Schreibt man so nicht einen Reiseblog-Artikel? Highlights, Geheimtipps, Top Tipps. Nur so bekommt man Leser. Schließlich sieht das doch bei anderen auch so aus… Oder?

Wir möchten Mehrwerte bieten, das ist schon klar. Aber können wir von “Geheimtipps” sprechen, wenn wir den Tipp selbst auf einem Blog gelesen oder bei TripAdvisor gefunden haben? Klar können wir sagen “jau, das war n guter Tipp, da war’s wirklich schön!”, aber wir können das doch dann nicht als UNSEREN Geheimtipp ausgeben.

Generell bin ich mit Superlativen immer etwas sparsam. “Die besten, schönsten, tollsten Sehenswürdigkeiten”. Nur weil ich irgendwas mag, ist es doch nicht gleich “das Beste”.

Und wenn ich beim Betrachten gewisser Sehenswürdigkeiten nicht totale Euphorie verspüre, kann ich das Ganze dann als “Highlight” betiteln? Irgendwie fühlt es sich falsch an. Und wer mich kennt, weiß, dass sich meine Euphorie immer etwas im Hintergrund aufhält.

Das Schreiben von Artikeln ist also gar nicht so einfach…

Und jetzt?

Wir haben einfach mal Abstand genommen, haben uns auf andere Sachen konzentriert, die Kameras im Rucksack gelassen oder nur eine Kleine mitgenommen, nicht das ganze Profi-Equipment. Keine Videos gemacht und wenn doch, dann nur, wenn wir halt dran gedacht haben und ohne zu überlegen, wie die Bewegung jetzt wohl so drüber kam und wann das Video auf jeden Fall online gehen muss. Sind hierhin und dorthin gereist, ohne vorher großartig zu googeln oder Blogartikel zum Ort zu lesen. Wir haben uns einfach selbst ein Bild gemacht, ohne bereits vorher eine bestimmte Erwartungshaltung zu haben.

So läuft es besser, der Druck ist weg und der Spaß zurück. Manchmal erinnern wir uns nun einfach selbst daran erinnern, uns nicht mit anderen zu vergleichen, nicht zu perfektionistisch zu sein und nicht am laufenden Band neuen geilen Content rauszuhauen zu müssen (auch wenn das von vielen “Experten” suggeriert wird).

Und am allerwichtigsten ist folgende Erinnerung:

Wir MÜSSEN gar nichts, außer uns zwischendurch daran erinnern, dass wir gar nichts müssen und jede Sekunde neu entscheiden können, was wir tun und ob wir mit damit glücklich sind.

Was auch immer wir machen, in erster Linie machen wir es für uns selber. Und wenn es schlussendlich vielleicht eine Vielzahl an Menschen gibt, die unseren Quatsch lesen, umso besser. Dann ist es zumindest authentisch. 🙂 Denn wieso sollten wir uns verstellen?


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  1. Avatar

    Amen, dem ist absolut nichts mehr hinzuzufügen ?? und ging und geht es da absolut ähnlich ☺️
    Liebste Grüße und genießt weiterhin EURE Reise in vollen Zügen ?

    • Avatar

      Tina & Patrik

      Vielen Dank für dein Feedback! 🙂 Es ist schon sehr beruhigend, dass es nicht nur uns so geht. Dabei seid ihr doch so fleißig auf Instagram! Wie seid ihr damit umgegangen? Alles stehen und liegen gelassen und dann irgendwann wieder das Kribbeln in den Fingern gespürt?

      Liebe Grüße aus Malaysia,
      Tina & Patrik

  2. Avatar

    Melli

    Ihr macht eure Reise selbstverständlich für euch. Es ist einfach unglaublich spannend zu sehen, was ihr da so erlebt und uns alle ein Stück auf eure Reise mitnehmt. Es ist immer wieder toll neue Fotos von euch zu sehen. Es reicht aber vollkommen auch ohne Text oder nur ein zwei Wörter zur Kurzbeschreibung. Und es muss auch gar nichts sein, aber es ist einfach schön, wenn ihr das ein oder andere Reiseziel mit uns teilen wollt. Ich freu mich aber auch riesig euch bald wieder sehen zu können ? Viel Spaß noch euch beiden

  3. Avatar

    <3
    Recht habt ihr. Ich glaube, genau demselben Phänomen hab ich mich auch gebeugt, als ich in den USA war. Irgendwann möchte man einfach mal was unternehmen, ohne den Ort/die Menschen/die Atmosphäre in pro und kontra zu kategorisieren und generell alles zu bewerten… sondern einfach mal abschalten. 🙂
    Die besonderen Momente prägen sich ohnehin ganz automatisch ein, find ich. Da kann man dann später, wenn man Zeit UND Lust hat, immernoch drüber schreiben. 🙂

  4. Avatar

    Endlich mal jemand der ehrlich schreibt wie es wirklich ist. Meistens lese ich nur wie einfach bloggen ist. Mir ging es ähnlich. Ich hab den Blog für die Familie, Freunde und Kollegen zu Hause geschrieben. Von SEO hatte ich damals noch keine Ahnung. Gott sei dank, sonnst hätte ich noch länger gebraucht. Das hole ich jetzt zu Haus ganz langsam nach. Außerdem war mein Equipment unterirdisch einfach, um nicht zu sagen nicht geeignet. Auch ich hatte nach drei Tagen den inneren Druck ich muss jetzt mal wieder schreiben. Mit Druck geht gar nichts.
    An manchen Tagen bastelst du an einem Satz eine Stunde an anderen Tagen läuft es so schnell dass man mit den Buchstaben sortieren nicht hinter her kommt.

    In Luang Prabang hat es mir so gut gefallen dass sich Fünf tage nicht zum schreiben gekommen bin. Dafür hab in Vientiane fast nicht besichtigt und viel geschrieben.

    So ist es mir gegangen
    https://www.servus-servus.de/das-blog/

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