Der Tag, an dem ich kündigte

Boah, ihr könnt euch nicht vorstellen, wie aufgeregt ich war… Ich habe ja schon länger darüber nachgedacht und alles gut durchgeplant, aber einige Sachen kann man einfach nicht gut planen: Gesprächsverläufe. Ich habe mir jeden Tag etliche Szenen vorgestellt, mir Satzteile zurecht gelegt, Reaktionen und Antworten im Kopf geübt… Und „wie kündige ich“ mehrfach gegoogelt. Nein, ich möchte Sky nicht kündigen. Ich habe Sky doch nicht mal. Und Amazon Prime finde ich praktisch, das will ich auch grad nicht kündigen. Auch wenn ich auf Reisen wohl eher keine Pakete empfangen werde, aber das ist ein anderes Thema.

Der Tag, an dem ich kündigte
Google hat mir übrigens auch nicht so sehr geholfen: Kein dramatischer Abgang (obwohl sich wahrscheinlich jeder schon mal vorgestellt hat, wie er seinen Krempel auf den Tisch haut, „ICH KÜNDIGE“ schreit und hoch erhobenen Hauptes aus dem Zimmer geht), brav bedanken, rechtzeitig die Kündigung schriftlich einreichen etc. Alles also eher die Standard-Rahmenbedingungen. Bei meinem emotionalen Chaos oder Formulierungsschwierigkeiten konnte mir das große weite Internet auch nicht wirklich helfen.

Ich glaube, kündigen ist einfach eine persönliche Sache

…zumindest in meiner Firma. Ich arbeite nicht in einem riesigen Konzern, wo man allerhöchstens die Stimme der Kollegen kennt. Meine Chefin sitzt mir gegenüber, der Geschäftsführer rennt über den Flur und grüßt lächelnd, wir alle duzen uns, … Und mein Team ist so klein, dass es auffällt, wenn einer nicht da ist. Genau genommen sind wir zu zweit. Wenn einer nicht da ist, sind das direkt 50% des gesamten Teams. Seit Jahren sitzen wir zusammen in einem Raum, verbringen gemeinsame Zeit im Auto, auf Veranstaltungen, Messen, Kongresse und zwischendurch auch mal an der Hotelbar. Merke: Es ist gar nicht so einfach zu sagen, dass man das Team verlassen wird.

Der richtige Zeitpunkt

Wie in allen Lebensbereichen gibt es einfach keinen richtigen Zeitpunkt. Zumindest keinen, den man irgendwie benennen kann. Ich mein, ich hab ja schon länger darüber nachgedacht zu reisen und die Arbeit hinter mir zu lassen, aber der richtige Zeitpunkt war einfach nicht gekommen. Ich kann gar nicht genau begründen wieso genau dieser Moment der richtige Zeitpunkt für mich war, aber ich habe mich einfach bereit gefühlt. Der richtige Zeitpunkt hat sich langsam aber sicher einfach in mein Leben geschlichen und mir kleine Zeichen da gelassen.

Bei uns muss der Jahresurlaub bis zu einem Tag im März eingereicht werden. Ziemlich schwer für uns, da wir alles immer relativ kurzfristig planen und im März noch gar nicht wissen, wann wir Urlaub brauchen und erst recht nicht, wo es hingehen wird. Außer für Rock am Ring, da steht das Datum ja zum Glück schon immer rechtzeitig fest. Aber Urlaub? Immer kurzfristig…

Unser erster Plan am Anfang des Jahres war es, bereits im Oktober 2016 loszureisen. Das heißt, ich hätte im März meinen Weihnachtsurlaub einreichen müssen, obwohl ich schon wusste, dass ich da gar nicht mehr da sein werde. Das ging einfach nicht, das hat sich für mich wie Verrat angefühlt. So zu tun, als wär alles super, man würde brav Urlaub nehmen und Urlaubsvertretung sein, obwohl man genau weiß, man ist überhaupt gar nicht mehr da… Der letzte Tag um Urlaub einzureichen, war also mein Stichtag, um meine Reiseplanung und somit auch meine Kündigung auf den Tisch zu hauen. Ganz sachte natürlich – nicht wie im Film.

 „Oh Gott, ich glaub, ich brauch jetzt erstmal nen Schnaps…“

Bessere erste Worte zur Einleitung einer Kündigung gibt’s wohl nicht. Ich war einfach mega nervös, die ganzen Tage zuvor schon, ich hab mir fast in die Hose gemacht und an arbeiten war einfach überhaupt nicht zu denken. Ich weiß gerade nicht mal mehr wirklich, welcher Wochentag es war. N Mittwoch? Oder Donnerstag?… Ich hab keine Ahnung. Meine Chefin hatte zumindest vorher ein verlängertes Wochenende, sodass ich mir noch mehr Gedanken um Worte und Reaktionen machen konnte.

Naja. Nen Schnaps hab ich nicht bekommen, aber ich habe einfach erzählt, keine Ahnung, ob ich meine zuvor formulierten Sätze benutzt habe? Ich habe erzählt, dass ich reisen möchte. Länger als 2 Wochen. Weiter weg als Portugal oder Kroatien. Als ich fertig war, schaute ich in ein überrascht, skeptisches Gesicht und irgendwo hörte ich die Frage:

„Du willst also kündigen?“

Hm ja, ich glaube, genau das war mein Plan. Ich will kündigen.

 

 

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